Die Abrechnungsdaten der ärzteeigenen Datensammlung für das erste Halbjahr 2022 liegen vor. Der Zuwachs an Patienten ist auch im zweiten Quartal ungebrochen.

Auf Basis der Abrechnungsdaten bis zum Juni 2022 prognostizierte santésuisse im September einen Kostenanstieg von 4 Prozent für 2022 und schlug verschiedene Massnahmen zur Bremsung dieses Anstiegs vor. Inzwischen liegen auch die Daten der ärzteeigenen Daten­sammlung für das erste Halbjahr vor und erlauben eine vorsichtige Schätzung für die Kostenentwicklung 2022 für den praxisambulanten Bereich.

Auch die ärzteeigenen Daten zeigen ein Kostenwachstum für den praxisambulanten Bereich. Dieser ist ausschliesslich auf die zunehmende Anzahl an Patientinnen und Patienten zurück­zuführen, da die Kosten pro Patient im Vergleich zum Vorjahr rückläufig sind.

Im Vergleich zu 2019 suchten 10 Prozent mehr Versicherte eine Ärztin oder einen Arzt auf. Dabei werden nur die Erstkonsultationen gezählt, die in erster Linie durch die Patientinnen und Patienten initiiert werden. Für die zunehmende Anzahl an Patientinnen und Patienten gibt es verschiedene Erklärungen, beispielsweise verlief die Grippe- und Erkältungswelle zeitlich anders als in den Jahren vor der Corona-Pandemie. Ärztinnen und Ärzte berichten beispielsweise von Patientinnen und Patienten, die mit Erkältungssymptomen in die Praxis gekommen sind und die vor der Pandemie wahrscheinlich keinen ärztlichen Rat gesucht hätten. Gleichzeitig hat die Pandemie die Sensibilität grosser Kreise der Bevölkerung deutlich verändert und es suchen generell mehr Personen eine Ärztin oder einen Arzt auf. Insbesondere suchen zunehmend jüngere Patientinnen und Patienten die Arztpraxen auf.

Die Kosten pro Patient sind im Vergleich zur Vorjahresperiode in den ersten Monaten 2022 leicht sinkend. Wieso steigen aber dann die Kosten insgesamt in der freien Praxis? Die Rechnung ist einfach: wenn mehr Versicherte eine Arztpraxis aufsuchen, nehmen die Kosten insgesamt zu.

Alle Akteure im Gesundheitswesen sind sich einig: im Zentrum stehen die Patientin bzw. der Patient und seine Bedürfnisse. Die Ärzteschaft nimmt die Bedürfnisse ihrer Patientinnen und Patienten ernst und behandelt diese mit der notwendigen medizinischen Sorgfaltspflicht.