FMH – Berufsverband
 

Mein Einsatz für die Medizin von Morgen

Aus dem Tessin nach Bern Kann ich den fundamentalen Wandel des Gesundheits wesens untätig mit anschauen? Dieser Gedanke hat mich veranlasst, die neue Herausforderung anzunehmen und sie als Chance zu begreifen. So bin ich seit dem 1. Januar offiziell im Zentralvorstand aktiv – bereit, unseren Vorstellungen Gestalt zu verleihen und die Ziele umzusetzen, die wir uns gesteckt haben.
Olivier Giannini PD Dr. med., Mitglied des Zentralvorstands

Olivier Giannini
PD Dr. med., Mitglied des Zentralvorstands

Meine Wahl durch die Ärztekammer am 6. Juni 2024 in Biel war für mich ein bedeutender Moment. Nach 12 Jahren hat das Tessin nun wieder einen Vertreter im Zentralvorstand der FMH. Es freut mich sehr, dass ich für diese Aufgabe ausgewählt wurde. Zugleich möchte ich meinen Vorgängern, die unsere Berufsgruppe würdevoll vertreten haben, meine Anerkennung zum Ausdruck bringen. Wir leben in einer Zeit grosser Veränderungen, Ungewissheiten und komplexer Herausforderungen. Wachsende Anforderungen, Modernisierungsbedarf in einem Kontext raschen sozialen Wandels, wirtschaftlicher und politischer Druck sowie eine Bürokratie, die uns allzu oft in unserem Bestreben ausbremst, uns um die Kranken und Hilfsbedürftigen in unserer Gesellschaft zu kümmern.

Konkrete Antworten auf allgemeine Herausforderungen
Was meine Rolle im Zentralvorstand betrifft, fühle ich mich zutiefst verantwortlich, die Stimmen der gesamten Ärzteschaft zu repräsentieren. Als gebürtiger Basler habe ich über 30 Jahre Berufserfahrung überall in der Schweiz gesammelt und dabei meine Dreisprachigkeit perfektioniert. Meine Wurzeln sehe ich jedoch in der Peripherie, im Mendrisiotto, dem südlichsten Punkt der Schweiz, wo ich mit einer Luzerner Mutter und einem Tessiner Vater aufgewachsen bin. Als stellvertretender Chefarzt für Innere Medizin und Nephrologe am Regionalspital Mendrisio habe ich das Privileg, fast alle meine Kolleginnen und Kollegen in der Region, ihre individuellen Situationen, Herausforderungen und Schwierigkeiten persönlich zu kennen. Wie im Rest des Landes äussern auch hier die Ärztinnen und Ärzte den Wunsch, sich wieder ihrer eigentlichen Aufgabe widmen zu können, nämlich der Versorgung der Patientenschaft, und ihre Arbeit mit dem Enthusiasmus zu verfolgen, der sie ursprünglich angetrieben hat – und zwar innerhalb eines Systems, das sie unterstützt statt zu behindern. Seit Juni 2024 habe ich als gewähltes Mitglied des Zentralvorstands aktiv an der Festlegung der Strategie der FMH 2025 – 2028 mitgewirkt, die vom Zentralvorstand in einem gemeinsamen Kraftakt entwickelt wurde und sich auf drei Fokusthemen konzentriert: ausreichend Fachkräfte, erfolgreiche Ambulantisierung und administrative Entlastung im Alltag. Dies sind konkrete Antworten, um unseren Berufsstand zu erneuern, seine Grundwerte zu bewahren und ihn für die allgemeinen Herausforderungen des im Wandel begriffenen Gesundheitswesens zu wappnen.

Neue Generationen ausbilden und im Beruf halten
Der Mangel an medizinischen Fach personen ist nicht nur ein zahlenmässiges Problem, sondern auch ein Symptom für den drohenden Attraktivitätsverlust des Berufs. Verschärft wird die Krise durch einen allzu selektiven Numerus clausus und Zulassungskriterien, die ausschliesslich auf kognitive Fähigkeiten abzielen. Wesentliche Qualitäten wie emotionale Intelligenz und soziale Kompetenz werden dabei vernachlässigt, was die Gefahr birgt, Talente mit grossem Potenzial zu übersehen. Als Dozent an der Università della Svizzera italiana in Lugano, Verantwortlicher für Karriereplanung und Ausbildung im Spital und nicht zuletzt stolzer Vater eines 20-jährigen Medizinstudenten erlebe ich die Bestrebungen der jungen Generation aus erster Hand. Das idealisierte Bild des Arztes, der Tag und Nacht in Bereitschaft ist und seine Freizeit opfert, um am Wochenende Berichte oder Atteste zu schreiben, ist nicht mehr haltbar. Wir müssen ein Umfeld schaffen, das potenzielle Kolleginnen und Kollegen nicht nur anzieht, sondern sie auch optimal vorbereitet und motiviert, im Beruf zu bleiben. Dieses Umfeld muss ein gesundes Gleichgewicht zwischen Ausbildung, Arbeit und Privatleben gewährleisten und anerkennen, dass das Wohlergehen der Versorgenden von grundlegender Bedeutung ist, um die Qualität der Versorgung zu gewährleisten.

Eine patientennahe Versorgung
Die Ambulantisierung der Versorgung ist nicht nur eine organisatorische Strategie, sondern eine konkrete Antwort auf die Bedürfnisse der sich verändernden Gesellschaft. Die alternde Bevölkerung, die Zunahme chronischer Erkrankungen und die Notwendigkeit einer effizienteren Ressourcenverteilung erfordern eine grundlegende Neuordnung des bisherigen Versorgungsmodells. Die Versorgung näher an die Patientinnen und Patienten zu rücken, bedeutet nicht nur eine Verbesserung ihrer Lebensqualität, sondern auch eine Entlastung der Spitäler und eine Stärkung der Rolle der Allgemeinmedizin bei gleichzeitiger Optimierung der verfügbaren Ressourcen. Selbst in den entlegensten Gebieten gilt es, die wohnort nahe Versorgung zu fördern; dies setzt eine grössere Wertschätzung der Rolle und Kompetenzen unserer Hausärztinnen und -ärzte voraus sowie einen gerechteren und umfassenderen Versorgungszugang für alle.

Digitalisierung und Innovation
Die Entbürokratisierung unserer Arbeit ist ein unverzichtbarer Schritt, um das Arzt-Patienten-Verhältnis wieder in den Mittelpunkt zu stellen und die Lebensqualität der Ärztinnen und Ärzte zu verbessern. Der Schwerpunkt muss wie der auf der Versorgung liegen: Jede Minute, die mit dem Ausfüllen von Formularen verbracht wird, geht zu Lasten der Patientenschaft. Die administrative Entlastung ist ein Akt des Respekts gegenüber dem Berufsstand, seinen Werten und vor allem gegenüber den Patientinnen und Patienten. Ich bin überzeugt, dass der Weg der Entbürokratisierung auch über eine gezielte und effektive Digitalisierung führt. Die von der FMH unterstützte E-Rezept-Initiative ist ein konkretes Beispiel für die digitale Transformation. Ebenso muss das Elektronische Patientendossier (EPD) vom Gesundheitswesen und den Bürgerinnen und Bürgern als gemeinsames Projekt auf den Weg gebracht, von der Politik unterstützt und unter Zuhilfenahme der IT implementiert werden. Dieses innovative Instrument kann Doppelarbeit reduzieren, unnötige Untersuchungen vermeiden und Verschreibungsfehler verhindern, sodass die Versorgung effizienter, hochwertiger und wirtschaftlicher wird. Künstliche Intelligenz (KI) revolutioniert bereits die medizinische Praxis: Sie unterstützt Ärztinnen und Ärzte bei der Analyse von Daten, der Verfeinerung von Diagnosen und Behandlungen sowie bei administrativen Aufgaben. Künftig wird die KI ein integrierter und vorausschauender Partner sein, der in der Lage ist, die Versorgung zu personalisieren und die Rolle der Ärzteschaft im Zeitalter der Präzisionsmedizin neu zu definieren. Dabei gilt es, die Prozesse zu standardisieren, um Sicherheit und Zuverlässigkeit zu gewährleisten sowie Ungleichbehandlung und Risiken zu vermeiden.

Mein Engagement
Ärztinnen und Ärzte wissen, welche Opfer und welche Resilienz unser Beruf erfordert. Im Zentralvorstand setze ich mich dafür ein, die Arbeit der Ärzteschaft und der FMH, die so wertvoll für unsere Gesellschaft ist, zu würdigen und zu fördern. Ich möchte, dass meine Arbeit allen zugutekommt. Deshalb unterstütze ich unseren Berufsstand in all seinen Facetten mit demselben Engagement: von den Vororten bis zu den Stadtzentren, von der öffentlichen und privaten spitalmedizinischen Versorgung, bis zur ambulanten und Hausarztmedizin. Mein Engagement beruht auf dem Wunsch, den Auftrag, die Vision und die strategischen Ziele der FMH in konkrete Aktionen umzusetzen, wobei die Bedürfnisse der Ärzteschaft und die Interessen unseres Berufsstands stets im Mittelpunkt stehen. Gemeinsam gestalten wir eine Zukunft, in der Ärztinnen und Ärzte sich mit Hingabe und Leidenschaft der Arbeit widmen können, in dem Bewusstsein, dass ihr Wohlergehen und das des gesamten Gesundheitswesens die Grundlage für eine qualitativ hochwertige Versorgung bilden.

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