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12.04.2022 – Covid-19 verschärft Trend der letzten Jahre

Covid-19 verschärft Trend der letzten Jahre

Versicherungsdaten zeigen eine Zunahme der Leistungen ambulanter ärztlicher Behandlungen von circa 6%.* Als Erklärung dafür greifen sowohl die klassischen Antworten als auch Covid-19 als Ursache zu kurz.

Die Kosten können aus verschiedenen Gründen ansteigen, welche nicht gleichbedeutend mit einer arztinduzierten Mengenausweitung sind. Wenn beispielsweise

  1. mehr versicherte Personen von sich aus zum Arzt (Erstkontakt) gehen, steigen die Kosten insgesamt – dieses Wachstum ist nachfrageinduziert und nicht den Ärzten anzulasten.
  2. mehr versicherte Personen häufiger zum Arzt gehen (Folgekontakte), steigen die Kosten ebenfalls; auch dies kann nicht automatisch mit einer ärzteinduzierten Mengenausweitung gleichgesetzt werden.

Die Pandemie ist ein weiterer externer Faktor, welcher die Kostenentwicklung und auch die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten beeinflusst. Viele Patienten sind verunsichert und suchen häufiger einen Arzt auf, als vorher. Dieses Phänomen betrifft viele Fachdisziplinen: Hausärztinnen berichten von vermehrten Erstkonsultationen aufgrund von Erkältungserkrankungen, Gynäkologen verzeichnen einen erhöhten Beratungsbedarf einerseits bei Schwangeren, aber auch bei Frauen, deren Zyklus sich aufgrund der Impfung verändert habe, Kardiologinnen werden vermehrt von jüngeren Patientinnen und Patienten aufgesucht, die Angst von einer Herzmuskelentzündung aufgrund der Impfung haben.

Die Zunahme der Arztbesuche zeigt sich besonders in der Altersgruppe von Personen zwischen 15 und 44 Jahren, die, im Vergleich zur Gesamtbevölkerung, bisher weniger häufig einen Arzt aufsuchten. Dieser Trend ist bereits seit 2017 zu beobachten und wurde durch die Pandemie verstärkt.

Weiterhin haben im Jahr 2021 viele Patienten erst nach vollständiger Impfung Routineuntersuchungen wahrgenommen, für die sie ursprünglich bereits 2020 aufgeboten waren.

Die Pandemiesituation hat ausserdem die Ambulantisierung weiter gefördert, dort wo möglich, meiden viele Patientinnen und Patienten einen stationären Aufenthalt, wenn ein Eingriff auch ambulant möglich ist.

Es zeigt sich einmal mehr, dass sich bei Kostenentwicklungen Einflussfaktoren überlagern, die nur sehr eingeschränkt durch die Ärzteschaft steuerbar sind. Die Einführung von Kostenzielen beträfe alle Patientengruppen und die Ärztinnen und Ärzte müssten einer Nachfrage begegnen, die sie selbst nicht steuern können. Sie nehmen eine medizinische Verantwortung wahr und behandeln alle Patienten mit medizinischer Sorgfaltspflicht, ob jedoch dabei die «leichteren» zeitlich vor den «schwereren» Fällen in die Praxis kommen, kann nicht abgeschätzt werden.

 

Monitoring der Krankenversicherungs-Kostenentwicklung (MOKKE) (admin.ch) (Abrufdatum 25.03.2022)

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